Wenn ich im Atelier – wie fast immer absichtslos hinsichtlich des Entstehenden – noch nicht einmal um den Bildträger weiß, den ich gleich nutzen werde, geschweige denn der Materialien oder Werkzeuge, die zum Einsatz kommen, bin ich immer öfter dankbar dafür, dass ich die Malerei erst in den letzten 7 Jahren für mich entdeckt habe. Die unbekümmerte Freiheit meiner „action“ im Atelier verneigt sich dankbar vor der fehlenden kunstakademischen Ausbildung.
Dass nicht die Bilder entstehen, die den erlernten Seherfahrungen genügen, ist oft frustran, meist aber ein Riesenspaß. So pantsche ich munter drauflos, immer neugierig auf das, was „erscheint“, oft frustriert, wenn ich es „verschlimmbessere“, aber eben oft auch verblüfft und mitunter begeistert ob des Ergebnisses.
In diesem Bild (Steinpapier im Format 102×72 cm) trage ich auf feuchtem Untergrund zwei Spritzer hochpigmentierter Tusche (Ultramarinblau und Brazilbraun) auf, verschiebe die Farben mit breitem Pallettenmesser, durchwische den Auftrag mit Spiritus direkt aus der Tropfflasche. Voila eine „stürmische Winterlandschaft“ in knapp 5 Minuten.
Mache ich weiter?
Alles schreit in mir Nein. Das Kind im Mann siegt mal wieder und fügt eine Hauch Indischgelb und eine Spur Rot hinzu. Nun denn! Wird halt der Titel angepasst: Wintersturm mit Aussicht auf den kommenden Sommer.
Hätte ich aufhören sollen? Eher ja!
„Das Fragmentarische ist eine Folge der Treue zur Inspiration. Wo sie aufhört, ist auch das Werk zu stoppen“
hat Paul Klee einmal gesagt.
Recht hat er.
Allerdings gilt auch: Dass das Ziel der Reise fragwürdig ist, bedeutet nicht, dass der Weg keine zielführenden Erfahrungen zulässt.